Wo die Reise hingeht…
03.01.2007
Jetzt sprudelt die neue Einnahmequelle gerade mal drei Tage, da wird schon die nächste Bohrung vorbereitet, und eine höhere Beteiligung der Wirtschaft gefordert. Immerhin hat der neue ARD-Vorsitzende mit dem prägnanten Namen Raff ein selten gehörtes Argument vorgeschoben: Der Bürger solle nicht benachteiligt werden. Also noch mehr zahlen? Denn wenn´s für die Wirtschaft mehr kostet, wäre der Bürger ja benachteiligt, oder?
Das ist zweifelsohne die boshafte Lesart. Aber statt einmal darzulegen, wie ein neues Modell denn nun wirklich aussehen könnte — eine Haushaltsabgabe kann ja alles Mögliche sein — wird in vertrauter Manier dargelegt, wen man als Nächsten härter ran nehmen will. Dabei muss fraglos die Wirtschaft her halten, denn bei den Haushalten ist kaum noch etwas zu holen. Da steht das Überwachungsnetz mit Meldung der Ordnungsämter an die GEZ und unerfreulich häufig sehr dreisten „Teilnehmer-Kontrolleuren“ langsam in keinem Verhältnis mehr zu dem, was den Bürgern damit zusätzlich aus der Tasche geholt werden kann.
Angie hat´s vorgemacht. Von Gewinnern lernen heißt Siegen lernen. Für die nächste Gebührenoptimierung soll der „Mehrwertsteuertrick“ herhalten: Was man dem Bürger nicht mehr direkt aus der Tasche ziehen kann, holt man sich halt mit einem kleinen Umweg über die Unternehmen. Die werden die Mehrbelastung schon irgendwie an den Bürger weitergeben. Dann kosten die Kaugummis im Kiosk eben ein paar Cent mehr, die Waschmaschine wird halt ein paar Cent teurer — ist ja genug da, auf das die Firmen das umlegen können. Ist doch so: Alles wird teurer! Warum nicht mal für die Rundfunkgebühren? Wenn es sich nicht umlegen lässt, na dann kostet es halt ein paar Arbeitsplätze. Man muss Prioritäten setzen.
Wenn das noch schick mit einer gebührenfinanzierten Werbemaßnahme verkauft wird, sind bestimmt alle glücklich. Für irgendwas muss ja der Informationsapparat Radio und Fernsehen gut sein. Außerdem muss man die Sendezeit für den Werbespot dann schon nicht mehr mit irgend etwas anderem füllen. Einer Wiederholung beispielsweise. Denn mehr scheint für das viele Geld einfach nicht drin zu sein, wenn man sich die Programme der reichlich vorhandenen Sender ansieht. Aber bei 84 (!) Radio- und Fernsehsendern, die mit Gebühren finanziert werden, ist es sicher schwierig, für alle ein wirklich eigenständiges Konzept und Sendeinhalte zu finden. Der Unterschied findet sich auf der Verpackung: „Klingt dreimal gut“, „rocken, poppen, dancen“, „Power ohne Pause“, „voll im leben!“, „ Der neue Sound im Radio“, „young fresh music“, etc. sind meist nur die Aufkleber auf Kopien der Privatsender, mit immer jüngeren, immer naiveren, aber vor allem immer gut gelaunten, gern mehr oder minder motiviert lachenden Moderatoren. Das erinnert irgendwie an noble Küche: Verdammt wenig für verdammt viel. Nur dass im teuren Essen üblicherweise wenigstens gute Zutaten drin sind.