Jetzt beginnt die Aufholjagd um die Vorherrschaft

21.09.2007

«Die Welt ändert sich rasant.»

Das ist eine der bemerkenswerten Feststellungen in einem Beitrag des — gut im Nachtprogramm der ARD versteckten — Nachrichtenmagazins „ZAPP“ vom Mittwoch, 19.09.2007.

So würden bei den 14 bis 49-jährigen fast doppelt so viele lieber Privat statt Öffentlich-Rechtlich sehen („hören“ wird nicht thematisiert), mit abnehmender Tendenz. Damit werden die Gebühren für die alternativen Medien sowie der massive Vorstoß mit den Mediatheken von ARD und ZDF u.a. begründet. Denn da wo die Jungen sind, müsse auch Öffentlich-Rechtliches sein.

Die Frage, warum die „Zielgruppe“ das, was sie nicht einfach und bequem im Fernsehen ansehen, jetzt via Internet ansehen sollte — vorausgesetzt sie verfügen über den von ARD/ZDF in den Mediatheken empfohlenen schnellen DSL-Zugang, etc. —, diese Frage stellt sich bei den Verantwortlichen offenbar niemand.

Warum insbesondere Jugendliche statt des kostenfreien Konsums via Fernsehen jetzt zusätzlich zur Rundfunkgebühr noch die Transfergebühren einer „100-Sekunden-Tagesschau“ auf das Handy attraktiver finden könnten, ist eine weitere, unbeantwortete Frage. Denn je nach Telefonnetz-Anbieter kann eine Tagesschau-Übersicht mal eben das Taschengeld einer Woche pulverisieren. Die Jugendlichen, die — ganz gegen den Trend — die Tagesschau sehen wollen, werden wohl kaum so doof sein. Ein offensichtliches Paradoxon.

Fairerweise kommt der Bericht am Ende auf die eigentliche Wahrheit:

«Jahrelang haben Sender und Verlage das Internet unterschätzt. Jahrelang haben sie wenig investiert. Jetzt beginnt die Aufholjagd um die Vorherrschaft beim digitalen Fernsehen.»

„Vorherrschaft“. So so. Damit ist der Weg vorgezeichnet. Denn wo andere über Werbeeinnahmen refinanzieren müssen, reicht bei den Öffentlich-Rechtlichen ein Griff in die Rundfunkgebühren-Kasse. Und wenn die leer werden könnte, werden halt die Gebühren erhöht.

Es könnte natürlich auch ganz anders kommen. Vielleicht geht es den Öffentlich-Recht­lichen bald so, wie dem Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder, Kurt Beck, beim Star-Quiz von Herrn Pilawa. Der outete sich dort als beratungsresistent (Sinngemäß: „Meine Berater raten mir von solchen Shows ab. Aber ich mache immer das, was ich für richtig halte.“) und verzockte sich bei der 150.000 Euro Frage. So musste er mit 5.000 EUR vorlieb nehmen. Schade für die Initiative, die er mit seinem Rategewinn unterstützt. Denn irgendwie wäre das Geld der Rundfunk­gebührenzahler dort sicher besser aufgehoben, statt damit Allmachtsfantasien der Öffentlich-Rechtlichen zu finanzieren.

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