Waldi geht Gassi

31.01.2009

Kennen Sie Herrn Hartmann? — Geben Sie zu, da mussten Sie ein wenig nachdenken. Aber „Waldi vom BR“, den kennt jeder auch nur leidlich Sportinteressierte in der Republik. Zugegeben: Man muss ihn nicht mögen. Er hat durchaus polarisierende Eigenschaften. So mancher Spruch und manche Aktion rangiert zweilflos unter zweifelhaft, was der Senderkonkurrenz aus dem Norden sogar ein eigener Beitrag wert war.

All den Mist, den Herr Hartmann in seiner Laufbahn beim BR verzettelt hat, hat man ihm nachgesehen, denn er war und ist ein Quotenbringer und - sowas ist heutzutage rar - eine „Marke“. Diese Marke wechselt nach über 30 Jahren nun vom BR zum MDR und schmeißt vorzeitig hin, weil er aus einer Sendung des BR ausgeladen wurde. Wegen „zu großer Nähe zu Frau Hohlmeier“. Die Nähe zur Strauß-Tochter als Grund, könnte man vielleicht beim WDR oder NDR leidlich glaubhaft vertreten. Beim BR ist das ein Treppenwitz, „Waldi“ selbst bringt es auf den Punkt:

«Wenn alle Personen, die Frau Hohlmeier oder ihrer politischen Richtung nahestehen, vom Bildschirm des BR verbannt werden, müssten nahezu alle Sendungen moderationsfrei gestaltet werden».

Waldemar Hartmann, Reporter

Ein interessantes Statement von einem Sympatie-Trägers der öffentlich-rechtlichen Anstalten zur politischen Unabhängigkeit der Anstalten.

Hartmann wechselt zum MDR, weil er von was leben muss und der BR ihm (lt. seiner Aussage) keine Vertragsverlängerung anbot. Da war das Angebot des MDR wohl der Strohhalm, um Harz IV zu entkommen. Womöglich streckt „Waldi“ damit alldings lediglich dem BR Chef Gerhard Fuchs die Fingerverlängerung des Unterarms entgegen, frei nach dem Motto: Ich lass mich von dir doch nicht gängeln und krieche nach Cannossa, im konkreten Fall: Zum Rundfunkplatz in München.

Sollte Herr Fuchs ernsthaft geglaubt haben, er könne durch Verzögerungstaktik einem Werbeträger Hartmann auch nur ein einziges Tröpfchen Wasser unter dem Kiel abgraben, dann wäre das eine Naivität, die selbst ein Neugeborenes nicht hat. Denn im Gegensatz zu Herrn Fuchs weiß sich Herr Hartmann zu verkaufen - das war ja mehr als einmal Stein des Anstoßes. Bei der nachgewiesenen Flexibilität seines Star-Reporters hilft selbst das Vertrauen auf seine Heimattreue nichts: Zwischen Leipzig und Nürnberg gibt es sowohl ICE- als auch Flugverbindungen. „Waldi“ ist nicht der erste öffentlich-rechtliche Moderator, der zum Arbeiten einfliegt und danach wieder die Fliege macht. Wobei er sich in Leipzig durchaus wohl fühlen könnte, zumindest muss er dort nichts vermissen, selbst Paulaner wird sich dort auftreiben lassen.

Jetzt hat der BR das Problem, dass eine Zugnummer davon zieht, weil die Chefs es verpennt haben. Wenn sie „Waldi“ loswerden wollten, dann hätten sie es professioneller anstellen müssen, denn so wie es jetzt läuft, wird offensichtlich, dass man vor allem eins ist: Beleidigte Leberwurst. Der Mangel, bzw. das Fehlen von Weitsicht oder Führungsqualitäten treten offen zu Tage: Statt es dahin plätschern zu lassen, hätte man öffentlich Stellung beziehen müssen.

Der MDR hat jedoch gleichermaßen ein Problem: Denn ob sich mit „Waldi“ bei den Sachsen gleich gut punkten lässt, wie es der BR jahrelang bei den Bayern konnte, ist keineswegs sicher. Denn „Waldi“ rühmt sich zwar seiner eigenen „Ost-Vergangenheit“ («Da war ich als kleiner Junge sogar als Wessi in Ahlbeck, im Harz und im Erzgebirge. Und trug sogar das blaue Pionierhalstuch.“ Wie bitte? „Ja. Die Firma meiner Mutter, der Konsum, hatte mich dorthin verschickt.» Quelle: Bild), aber ob sie — die Sachsen — ihn — den Ur-Franken — jemals so lieben werden, wie „seine“ Bayern, bleibt abzuwarten.

Allerdings hält „Waldi“ sich offenbar die Türen offen. Denn beim MDR hat er bis 2010 unterschrieben. Das ist so lange nicht … .

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