Shanghait!

10.07.2009

Früher lungerten sie in Häfen herumund machten gegen gutes Geld Jagd auf Seeleute, die eigentlich keinemehr sein wollten. Die wurden dann auf ein Schiff verfrachtet undmussten dort Dienst tun, während es monate-, vielleicht auchjahrelang unterwegs war. Das shanghaien von unfreiwilligenReiseteilnehmern war ein einträglicher Job, der einen ganzenBerufszweig sicherte.

Die Branche hat sich weiter entwickeltund sich von der Seefahrt in lukrativere Gefilde verlagert. Denöffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die „Werber“ haben sich in derGEZ organisiert und machen für die Anstalten auf alles Jagd, daswehr- und schutzlos als „Teilnehmer“ des Programms deröffentlich-rechtlichen Anstalten eingefangen werden kann. Dafür istein einziges, großes Boot definiert. Die Bundesrepublik. Am liebstenwäre den Anstalten, jeder der drin lebt, zahlt.

Damit zumindest suggeriert wird, dieZwangszahlungen hätten was Gutes, wird eifrig für Sachen geworben,die der Zwangsrekrutierung vermeintlich die Schärfe nehmen. Sobekommen wir demnächst hochauflösendes Fernsehen. Ganz im Sinne der Seefahrt wird dabei eine Inselangesteuert, nämlich der „Standard“ 720p, den außerhalbDeutschlands fast niemand nutzt und für den es praktisch keineGeräte gibt, die diesen „Standard“ ohne qualitätsminderndesUmrechnen anzeigen können. Die Geräte sind nämlich für daskonzipiert, was sich weltweit durchgesetzt hat, den hochauflösendenModus für Blue Ray (1080p) oder Produk­tionen von BBC (1080i) undanderen. Aus naheliegenden Gründen werden die PrivatsenderDeutschlands sich dem Diktat des Marktes unterwerfen und diesen Modusfür ihre hochauflösenden Sendungen nutzen.

Wer dann bei den öffentlich-rechtlichenin der ersten Reihe sitzt, wird sich womöglich auch das zweite Augezuhalten, wenn der gerade teuer erworbene Großbildschirm die gebührenfinanzierte High-Tech-Sackgasse in schrumpelige Zuckelbilderumrechnet.

Wenn sie solchen kostenpflichtigenUnsinn leid sind, liegt die Lösung nah, genauer: fern. Zögen Siebeispielsweise dauerhaft in die für die Zwangs­rekru­tierungnamens­gebende Stadt Shanghai um, hätten sie es richtig gut. Dazieht Ihnen kein GEZ-Mitarbeiter den Sack über den Kopf. Sie sindgebührenbefreit und können sich dann sogar besonderer Zuwendungerfreuen:

«Egal, ob sie jetzt gerade im Urlauboder gleich komplett nach Shanghai ausgewandert sind: Wo auch immerSie sich auf dieser Welt aufhalten, da ist hr3 ganz in Ihrer Nähe!Schalten Sie Ihren PC ein, gehen Sie auf hr3.de und drücken Sie auf"Webradio", um hr3 über Ihren Windows Media Player zuhören - rund um die Uhr und rund um den Globus!»

Originalzitat hr-online

Ist das nicht Klasse? OhneGebührenzahlung in Shanghai die Staumeldungen vom Frankfurter Kreuzgenießen! Das ist Luxus pur, bezahlt durch die Zurückgeblieb... -äh, Daheimgebliebenen. Denn dass sind GEZ-Leibeigene, aus denen wirddas Geld für diesen Luxusservice herausgepresst. Die ärgern sichstill in sich hinein, dass sie tagein tagaus vor ihrem PC sitzen,ihre Arbeit machen und von der GEZ unterstellt bekommen, sie würdeneigentlich nur die Zeit mit dem Internet­angebot deröffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten totschlagen. Hier zeigtsich ebenfalls, dass man in den Chefetagen der Anstalten sehr gern„am Markt vorbei“ denkt: Für Nichtstun wird niemand bezahlt.

Aber: Wer nichts tut, zahlt. Nämlich alle, die sich wehrlos das Gebührenfell über die Ohren ziehen lassen.

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