Brennt die Sonne auf die Stirn, …

24.08.2009

… wird es zu heiß in manchem Hirn. Beispielsweise beim HR. Der hat das Problem, dass ihmdie Tatort-Kommissareausgehen. Damit die Unfähigkeit der Personalbindung besser da steht, geht der HR in die Offensive.

Dass Frau Sawatzki oder Herr Schüttauf oder beide keine Lust mehr haben – wie es anfangsin der Presse stand, wurde von den Medienprofis des HR etwas positiver formuliert. So meldete der Kress Mediendienst:Der HR will nach erfolgreichen Jahren der Zusammenarbeit etwas Neues ausprobieren, zuvor habe es Gespräche mit den beiden Hauptdarsteller gegeben. Die Entscheidung sei im Einvernehmen getroffen worden.

Damit es glaubwürdig wurde, legte man gleich nach. Die Netzeitung vermeldete kurz darauf, der HR-«Tatort» hat einen neuen Ermittler, nicht irgendwen, nein, Ulrich Tukur. Der hat gerade mitJohn Rabe im Kino einen Erfolg gelandet. Dass Tukur allerdings nur einen einzigen Auftritt hatund den nicht als Tatort-Kommissar, sondern im 110 Notruf – oder wie immer die Sendung dann heißen mag – kam womöglich ein wenig zu früh für den HR heraus. Denn, da jetzt am Tatort erneut keine Ermittler mehr waren, musste eine neue Alternative her. Da fiel den Medienmenschen vom HR ein, dass man doch einfachmal eine Personalie aufrufen könne, die gerade Schlagzeilen macht: Christoph Waltz.Ob er wirklich gefragt oder nur genannt wurde – wir wissen es nicht. Wir wissen aber, was er dazu gesagt hat:
Das ist völliger Unsinn, ich werde kein Tatort-Kommissar.

Große Namen, aber kein Ergebnis. «Das vom HR vorgelegte Konzept für den Tatort istinhaltlichunbestimmt und macht eine Beurteilung der geplanten Angebote unmöglich.»

Diesen Satz haben wir aus einem anderen Szenario der Rundfunk­anstalten heraus gegriffen und ein wenig angepasst. Aber auch da geht es um Inkompetenz: Das Telemedien-Gesetz und den darin verankerten Drei-Stufen-Test. Der NDR bekam seinen gerade um die Ohren gehauen– da sind sie offenbar ebenfalls ein wenig planlos.

Jetzt könnte man den Agierenden zugutehalten, es liegt am Wetter. Allerdings ist es nur begrenzt spekulativ wenn wir annehmen, dass in den Kostenposten der Rundfunkanstalten sicher der ein oder andere Euro für Klimaanlagen auftaucht, wenn man danach sucht. Die sind wohl kaum in gleich drei Rundfunkzentralen  gleichzeitig ausgefallen. Denn es betrifft den WDR gleichermaßen: Der bastelt  erst einmal an den unvollständigen Ideen weiter, damit es überhaupt was zum Testen gibt. Der Begriff Machbarkeitsstudie ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunkwesen offenbar unbekannt. Als Sparmaßnahme wurden die Klimaanlagen dort sicher nicht abgestellt. Dann lieber ein paar Wiederholungen, die keine Lizenzgebühren verursachen, ausgehendvon der These: Bei dem Wetter guckt eh kein Schwein.

So gesehen können sich die Verantwortlichen beim HR entspannen: Wer braucht schon neue Tatort-Folgen. Es gibt doch genug alte. Ein bisschen PR mit großen Namen kostet nicht viel, aber dafür läuft die Klimaanlage. Oder Testbedingungen schaffen, die erst mal alles zum Stehen bringen. Oder einfach weiter machen. Spart irgendwie auch Geld, in jedem Fall Energie für das nicht denken müssen. Man muss Prioritäten setzen.

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