Ringelpiez

05.09.2009

„Ringelringelreihen,
wir sind der Moderatoren dreien,
sitzen unterm Hollerbusch,
machen alle Huschhuschhusch!“

Viel Lava ist eigentlich nie bei Pilawa. Aber sein Schwiegermuttercharme ist Quotengarant im geriatrischenUnterhaltungsprogramm der ARD. Offenbar will Pilawa sich jedoch nicht auf seinem Viellaber-Thronausruhen und sucht neue Herausforderungen beim jugendlicheren Publikum. Deshalb wechselt er zum ZDF. Da liegt der Altersdurchschnitt derZuschauer schwindelerregende 365 Tage unter dem der ARD. Beim ZDF haben da bestimmt wieder die Korken geknallt,um zu feiern, dass man diesen Quoten(ver)jüngermit mutmaßlich höherer Gage aus der gleichen GEZ-Kasse dem öffentlich-rechtlichen Konkurrenzsender abgelabert hat. Denn ihr Prediger Johannes ist ausgebüxt. Die universelle Beruhigungspillefür Unterhaltung, die keiner braucht, hatte offenbar Sorge, sich selbst in den Schlaf zu lullen. Bei Sat1 darf er als Sportmoderator für Fußball zeigen, dass er mehr kann, als Gästen weichgespülteFragen stellen, Radeln und Wurst essen. Und weitermachen, wie beim ZDF.

Mit diesen neuen Entwicklungen konfrontiert, wird der ZDF-„vielleicht mal“ Moderatorenstar Markus Lanz nicht nur vor der Kamera mit anderen, sondern womöglich auch innerlich kochen. Der hatte in einem hellen Moment die sich verdunkelnden Gedanken bei Johannes erahnt und sich von RTL abwerben lassen. Da dümpelte er als Generalvertretung für Babtist (das „B“) durch das Nachtprogramm,gelassen auf seine Chance wartend. Jetzt, nachdem JBK weg ist, hauen sie ihm JP vor die Nase. Den zweiten öffentlich-rechtlichen Wurstesser. Mitarbeitermotivation sieht anders aus.

Hoffentlich ist Wurstwerbung nicht die Einstellungsvoraussetzung bei den öffentlich-rechtlichenfür Moderatoren. Immerhin hat Dieter Bohlen damit gedroht, sich bei RTL nicht den Mund verbieten zu lassen. Und er wirbt für Grillbratwurst. Wobei er womöglich lieber bei seinem Plauderbruder Johannes einkehrt,als mit Lanz in Konkurrenz zu treten. Nach Pocher bei Schmidt kann man jedoch davon ausgehen,dass vor «Bohlen am Samstag» sogar experimentierfreudigste Programmdirektoren der GEZ-finanziertenSender zurückschrecken. Denn bei Mätzchen ala Jauch würde Bohlen ohne Zweifel nicht so generös den Mund halten, sondern in seiner unvergleichlichen Art Tacheles reden. Gefragt und ungefragt.Das will sich niemand von der sensiblen ARD-Truppe zumuten, öffentlich gesagt bekommen, dass „Leistung“ von „etwas leisten“ kommt.

Nun stehen sie da wie Bäume, an denen ein Hund nach dem anderen das Bein hebt. Zum Glückhebt der „alte Sack“ Pilawa (43) nicht das Bein, sondern den „Jungspund“ Sven Lorig (37) alspotenziellen Nachfolgerauf die Rampe. Damit sind die, die den Job eigentlich erledigen müssten, fürs Erste von derselbenrunter und können sich so in aller Ruhe überlegen, mit wem sie es jetzt versemmeln wollen. Immerhinhat der Vorschlag Pilawas den Charme, dass man jemanden aus der eigenen Schule hätte und nicht für viel Geld bei den Privaten shoppen gehen muss. Oder Pilawa vom Regen in die Traufe kommt (er will ja kürzertreten), weil die ARD Lanz beim ZDF abwirbt und JP wieder den Hanswurs… – äh– Hampelmann für alles geben muss. Lanz fände immerhin bei der ARD reichlich Raum, da neben AllzweckwaffeJörg in den vergangenen Jahren kein konkurrenzfähiges Pflänzlein groß werden konnte bzw. durfte.

Bleibt die entscheidende Frage: Was hat der Zuschauer und Gebührenzahler von diesem Ringelpiez?Außerhöheren Spesen womöglich nur eine Erkenntnis:

«Fernsehdirektoren haben eine einmalige Begabung: Sie können die Spreu vom Weizen trennen.Und die Spreu senden sie dann.»
Dieter Hallervorden, dt. Kabarettist u. Komiker

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