Was ist «Grundversorgung»?

17.08.2011

Das Mantra der öffentlich-rechtlichen Anstalten lautet: Grundversorgung. Die Definition erfolgt dafür „aus sich selbst“. Sprich: Egal was wir machen. Es ist „Grundversorgung“. Immer.

Der Bayrische Rundfunk hat über sich selbst eine neue Informationsbroschüre herausgebracht. Denn selbstverständlich gehört es zur Grundversorgung, über die Grundversorgung grundsätzlich zu unterrichten. Und dieses Mindestmaß an Notwendigem umfasst beim Bayrischen Rundfunk z.Z. 13 Programme. Zumindest zum Zeitpunkt der Drucklegung des Prospekts.

Und damit dieses Mindestmaß an Erforderlichem auf jeden Fall reicht, ist der BR im Senderverbund der ARD. Noch mehr Anstalten mit noch mehr Notwendigem. Glaubt man der Eigendefinition. Aber bloß weil man in einem Team unterwegs ist, muss man den andern nicht gleich über den Weg trauen und an die Gebührenzahler denken. So hat allein der BR - nach Eigenauskunft im Prospekt - bis zu fünf Journalisten in Berlin. Rechnen wir mal schnell hoch: Pro Bundesland fünf Reporter - hossa! - allein 80 Reporter für die Grundversorgung. Nur aus Berlin! Dazu noch das Kamerateam, der Tonmann, ein Übertragungswagen,... - was muss, das muss.

Folgt man der Grafik auf Seite 44/45, kommen dazu allein in Bayern noch mindestens 11 Teams für die videotaugliche Präsenz vor Ort. Für den Fall, dass eine Kuh ein zweiköpfiges Kalb gebiert, muss und will man natürlich schnellstmöglich vor Ort sein und Live berichten. Vor RTL&Co. Ebenfalls eine Eigendefinition an den Anspruch der Grundversorgung. Schneller, ausführlicher, - ... Erster. Egal wobei.

Die Reihenfolge des Erforderlichen ist beim BR klar geregelt. So wird auf Seite acht über «langjährige Klassiker des Unterhaltungsgenres wie Musikantenstadl und Melodien der Berge» berichtet, die zum «unverzichtbaren Bestandteil der leichten Fernsehunterhaltung» gehören. Der präsentierten Abfolge nach ist die grundsätzlich wichtiger und notwendiger als «unser hoher Anspruch im Nachrichtengeschäft». Der Hinweis darauf folgt nämlich erst im Anschluss. Als unabhängiger Rundfunksender, frei von politischen und klerikalen Einflüssen ist es natürlich klar, dass man der Haus- und Hofsender des berühmtesten lebenden Bayern ist: vom Papst.

Auf Seite 10 zeigt sich die Broschüre von der humorigen Seite. Blumenbekränzte Elefanten vor Alpen-Panorama. Mit der Bemerkung «Wenn´s so wär, wüssten Sie´s aus der Abendschau». Nunja. Zumindest die, die das abends schaun. Was aber offenbar viele tun, denn - lt. Eigenwerbung - ist die «erste Bayrische Daily», genannt «Dahoam is Dahoam», neben einem «mutigen Experiment» ein Quotenknaller. Experimente als tägliche Grundversorgung. Wer hätte das gedacht. Was dafür wohl aus dem Programm genommen wurde?

Auf 64 (in Worten: vierundsechzig) Seiten werden wir über die „Grundversorgung“ - allein aus Bayern! - informiert. Da gibt es Infos zum Ticket-Shop, zum BR-Shop, zum Besucher-Service, ... - alles Grundversorgung.

Natürlich gibt es auch detaillierte Hinweise zu den Kosten. Wieviel von den 17,98 € Rundfunkgebühr letztendlich beim BR bleiben, wird allerdings dezent verschwiegen. Über Geld spricht man nicht, man hat es. Denn man ist grundversorgt, dank unserer Gebühren.

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