Das Wort zum Freitag

18.09.2011

Während Katholen-Benni sogar von zuhause in Rom Schäfchen hüten darf, finden andere Religionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht statt.

Natürlich. „Die anderen“ sind ja nur Randgruppen. Wenn Wikipedia recht hat, teilen sich die christlichen Hauptströmungen in Deutschland zu je einem Drittel in Katholisch und Evangelisch auf, das verbleibende Drittel ist konfessionslos. Wobei da irgendwo ein Rechenfehler sein muss, denn es gibt dann ja – wenn man weiterliest – doch noch so ein paar andere Konfessionen, u.a. Muslime mit ca. 5% Anteil an der Gesamtbevölkerung. Das sind damit rund 16% der katholischen Kirchgänger.

So gesehen ist das dann doch wieder eine solide Anzahl. Die jedoch in dem Fernsehen, das sich auf die Fahne schreibt ein besonderes Auge auf kleine Gruppen und Minderheiten zu haben, keinen ausgewiesenen Platz hat. Mit einem «Wort zum Freitag» würde man womöglich dem ein oder anderen CDU-Politiker auf die Lästerzunge treten, käme aber dem – zumindest offiziell – unabhängigen Auftrag nach, „für alle“ etwas zu bieten, insbesondere für die Schwächeren.

Betrachtet man sich Herrn Ratzinger, wie er da in seinem goldverzierten Lehnstuhl sitzt, mit seinem goldenen Kreuz, seinem eigenen Radiosender und seinem eigenen Fernsehsender, zählt er da wohl nicht dazu.

Vermutlich hätte ein Rabbi, dessen Glaubensanhänger mit 0,24% (lt. Wikipedia) tatsächlich eine Minderheit sind, aufgrund der unerfreulichen Vorgeschichte in unserer Geschichte bessere Chancen auf eine Sabbat-Sendung, als ein Imam auf auch nur eine Sure am Freitag. Nicht mal um drei Uhr morgens - Sendezeiten wie für die Christen gleich außen vor.

Wobei dass hier keine Diskussion über Glaubensrichtungen werden soll. Jeder soll nach seinem freien Willen sein Glück finden. Solange dabei „die anderen“ in Ihrer Glaubensausübung unbehindert bleiben und respektiert werden, gilt das gegebenenfalls auch für Leute, die einen Gullydeckel anbeten. Wenn´s denen hilft, steht den Übrigen kein abwertendes Urteil zu.

Dieser kleine, gerade in den Tagen um den 11.09. so bewegenden Aspekt menschlichen Zusammenlebens zeigt sehr gut, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinen Auftrag keinesfalls an den Menschen ausrichtet. Wikipedia zählt fast 70 Religionsgemeinschaften auf. Zwei bekommen Raum, die anderen nicht einmal als „Gemeinschaftssendung für die Übrigen“ einen Sendeplatz. Wobei die Taten irregeleiteter Fanatiker reichlich Sendeplatz erhalten, was wiederum unterschwellig Angstphobien vor Menschen mit „ausländischem Aussehen“ zuarbeitet. Dass der deshalb angezettelte Rachekrieg eines bibeltreuen Republikaners das zigfache an Elend über vorwiegend Unbeteiligte brachte (auch in Deutschland), wird in die Nachtsendungen verlegt und ist selbst da lediglich eine Randnotiz.

Einseitigkeit ist die Leitschnur im öffentlich rechtlichen Programm geworden. ARD und ZDF überbieten sich gegenseitig um die Fußball-Übertragungsrechte, verballern damit unnötig Gebührenmillionen und haben für Handball, Volleyball, Tischtennis, etc. keine Ressourcen mehr. Und letztendlich muss man fast mehr Werbung in Form von „Sponsoring“ (was im Verständnis der öffentlich-rechtlichen Anstalten keine Werbung ist) aushalten, als bei SAT-1 und Co. Weil es so teuer war und es vertraglich zugesichert wurde, muss sich das gesamte Programm nach noch so uninteressanten Fußball-Übertragung richten, dazu jeden Tag Talk, über mehr oder minder Unwichtiges, mit immer denselben Gesichtern. Programm findet zwischen Mitternacht und Morgendämmerung statt, soweit es überhaupt noch stattfindet.

Vor allem findet alles nur noch im Zeichen der Quote statt. Deshalb wird es wohl auch kein Wort zum Freitag geben. Denn ein aufrechter Moslem geht in Deutschland am Freitag Abend in die Moschee, den anderen ist es sowieso egal. So wie einer unbekannten, womöglich für seine Heiligkeit unerfreulich großen Zahl engagierter Katholiken (den Protestanten sowieso) die Worthülsen von Aloisius aka Benedikt XVI sonstwo vorbei gingen. Damit lässt sich nur bedingt Quote machen - Volksmusik reißt da mehr. Shit Happens. Stark zunehmend bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.

Zurück