Sparen an der richtigen Stelle

29.04.2009

Der Hessische Rundfunk muss sparen. Zumindest sagt er das. Trotz Gebührenerhöhungen und sowieso schon sehr mäßigem Anteil der Produktionskosten am Gesamthaushalt wird da gespart, wo es für die Anstalten am angenehmsten ist: An der Information für die Gebührenzahler. 

„hessen aktuell“ um 15:00 Uhr soll irgend einem Stumpfsinn weichen, mutmaßlich kanpp über dem Unterhaltungswert eines Testbilds. Das „hessen journal“ um 21:45 Uhr soll verkürzt und ohne festen Sendeplatz in die Ritzen der neuen Programmschienen gesteckt werden. Wie so etwas endet, hat man jüngst bei Kerner gesehen. Der geht lieber zu seinem dahindümpelnden Privatsender, als sich im ZDF länger über die wechselnden Sendezeiten seiner Talkshow zu ärgern. Denn ein fester Sendeplatz ist die Grundlage für das Erwerben einer Fangemeinde und der mittlerweile bei den öffentlich-rechtlichen Sendern so wichtigen wie fragwürdigen Quotengeilheit.

Das Einsparen von Informationssendungen hat für die Sender einen mehrfachen Nutzen. Dafür muss man recherchieren, das macht Mühe und kostet Geld. Außerdem wird man angreifbar, weil man ja für eine Auswahl von Themen steht, die erkennen lassen, wo man selbst die Prioritäten setzt. Zum anderen ist ein schlecht informierter Kunde ein guter Kunde, denn wer nix weiß macht keinen Ärger – auf welcher Grundlage denn? 

Allerdings drängt sich nun die Frage auf, wie das mit dem Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender ist. Die regionalen Sender beziehen ihre Existenzberechtigung im Wesentlichen aus dem Umstand, dass sie regionale Informationen liefern sollen. Wenn genau die wegfallen – wozu braucht man diese Sender dann?

Jetzt könnte natürlich sofort der Konter kommen, dass man diese Information ja im Internet liefern würde. Wer will schon Informationen beim Bügeln oder aufräumen – natürlich ist jeder Hesse scharf drauf, sich an den Computer zu setzen und auf den HR-Seiten selbst zu recherchieren. Wobei genau das ja dann auch wer beim HR machen muss, denn ohne Rechereche ensteht ja wohl kaum Inhalt. Oder soll da zukünftig ein Praktikant die FAZ „mit seinen Worten“ in den Editor hauen?

Wir dürfen gespannt sein. Wenn jetzt nicht mal mehr das Geld für den Kernauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender vorhanden sein soll, die Pensionskassen verspekuliert werden und dann womöglich noch irgend ein Spaßvogel beim BKA auf die Idee kommt, die öffentlich-rechtlichen Seiten auf die Kinderporno-Sperrliste zu setzen, weil die über einen pädophilen Arzt mit einem fragwürdigen Bild berichtet haben, dann könnte das gerade in einem Wahljahr zu echten Reibungsverlusten zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk, Politik und Bürgern führen.

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