Ihr gutes öffentliches Recht
05.09.2008
Damit meinen ARD und ZDF das aus ihrer Sicht zustehende Recht, dass sie Gebührengelder für Repräsentations- und Werbemaßnahmen in ansehnlicher Größe beispielsweise auf der IFA ausgeben dürften.
Ist das wirklich so? Lt. dem Artikel finden sich außer ARD und ZDF keine weiteren Sender auf der IFA. Die Berichterstattung von ARD und ZDF in den Messetagen erweckt jedoch den Eindruck, dass die IFA zeige, wohin der allgemeine, grundsätzliche Trend ginge. Vorteilhaft dabei ist, wenn außer der eigenen Meinung zu Themen wie Digitalradio, etc. sonst kein Medienvertreter da ist, der eine andere vertritt. Das macht „Meinungsbildung“ dann sehr einfach.
Wer schon mal auf der IFA war weiß: Das ist eine tolle Messe. Da werden auch tolle Sachen vorgestellt. Das ein oder andere wurde dann — später und irgendwie anders — tatsächlich im Markt angenommen, wie Jahre zuvor als „ab morgen in jedem Regal und von jedem gekauft“ auf der IFA hochgejubelt. Aber im Massengrab der Rohrkrepierer wird es langsam voller und aufgrund der immer schnelleren Innovationszyklen werden die Einschläge dichter. Beispielgebend sei der DAT-Recorder herausgegriffen, 1987 als Nachfolger der Musik-Cassette lanciert. Da man in die Recorder Kopierschutz-Techniken einbaute, damit das überspielen von CDs verhindert wurde, gab es keinen Kaufgrund. Nachdem die Industrie den Kopierschutz verwarf wurde es besser (Geschichte wiederholt sich - oder kaufen Sie noch MP3-Musik, die kopiergeschützt ist?), der DAT-Recorder wurde dann jedoch bereits von MiniDisc und die noch schneller von MP3-Playern überrollt.
Als Technik hochgejubelt — insbesondere von den öffentlich-rechtlichen Anstalten (ÖRRA) — wird immer wieder das Digitalradio. So träumen die ÖRRA wohl noch immer davon, dass 2010 UKW flächendeckend von DAB abgelöst wird, womit es schlagartig nur noch ihr Programm gäbe. Lassen wir uns mal überraschen, was z.B. die Autofahrer dazu sagen, wenn im teuer gekauften Autoradio keine Staumeldungen mehr empfangen werden können, weil es dummerweise nur UKW empfangen kann. Und verfügbar sind DAB-Radios irgendwie nicht. Es ist vielmehr so, dass die Liste der Anbieter immer übersichtlicher wird. Angebote ohne Markt haben es immer schwer. Dennoch pumpen die ÖRRA ordentlich Geld in das DAB-Radio. Die privaten Anbieter halten sich da zurück bzw. raus. Denn die müssen sich am Markt und im Rahmen ihrer Budgets orientieren. Zumindest letzteres ist für die ÖRRA kein Thema: Da fällt ja das Manna «Rundfunkgebühren» vom Himmel.
Wenn man sich dann noch ansieht, dass die ÖRRA beim terrestrischen Fernsehen auf eine Technik setzen, die für HDTV untauglich ist, dann muss man schon die Frage stellen dürfen, wofür die unser Geld ausgeben. Denn lt. Aussage der ÖRRA ist HDTV ja der kommende Standard. Dumm nur, wenn man die selbst propagierten Standards nicht bedienen kann. Wer sich jetzt also einen auf der IFA gelobten Flachbildschirm kauft, weil er HDTV über seine terrestrische Antenne ansehen will, sei gewarnt: Sieht bis auf Weiteres schlecht aus, was Qualität betrifft. Wobei das generell für diese neue Technik gilt. Aber die ÖRRA sehen das wohl pragmatisch: Wo steht, dass Innovation eine Verbesserung sein muss?
So könnte es also passieren, dass die ÖRRA 2010 auf DAB setzen, die Privaten aber weiterhin auf UKW. Und aufgrund der minimalen Verbreitung von DAB-Geräten wird «öffentlicher» Rundfunk dann zu einer Veranstaltung für wenige Technik-Freaks. Und dass mit unser aller Gebühren finanziert. Aber dann dürften UKW-Empfänger wohl auch nicht mehr gebührenpflichtig sein. Denn damit lässt sich dann ja kein „öffentlich-rechtlicher“ Rundfunk mehr empfangen. Man hätte also wieder eine Wahl … .