Impotenz

24.05.2009

Dank der chemischen Industrie ist Impotenz heute kein Scheidungsgrund mehr. Eine kleine Pille zur rechten Zeit und wenn man(n) will, kann man(n) ein strammes Programm durchziehen. Bei dieser Maßnahme käme kein Interessent nur im entferntesten auf die Idee, über die Zusammensetzung des Pillchens mit dem Hersteller eine Diskussion vom Zaun zu brechen. So nach dem Motto: „Ich haben zwar keine Ahnung, aber ich weiß es trotzdem besser“. Das ist die Kundschaft, die trotz gestähltem Schritt an der Wirkung der Pille zweifelt und nicht sehen will, dass es womöglich am schlechten Mundgeruch oder den Socken liegt, die nicht ausgezogen werden.

Wer jetzt meint, so blöd kann niemand sein, der wird öffentlich-rechtlich eines Besseren belehrt. Für ungläubige Beobachter formt sich dabei gelegentlich ernsthaft die Frage, ob Volksmusik womöglich Hirnzellen zerstört. Denn neben Volksmusik und einiger faden Kopien erfolgreicher Formate der Privaten sieht es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sehr traurig mit Unterhaltungsangeboten für Zuschauer unterhalb der Rentner-Grenze aus. Und selbst die sind schon längst nicht mehr zuverlässige Zielgruppe. Denn der heutige Rentner ist viel moderner und steht mehr im Leben, als den öffentlich-rechtlichen Programm-Direktoren offenbar bewusst ist.

Zwar wird via Gesetzestext jeder zur Kasse gebeten, aber geboten wird immer weniger Zuschauern immer weniger Angebot. Es gibt zwar immer mehr öffentlich-rechtliche Sender, deren Moderatoren, die den Hinweis auf den Internet-Auftritt vergessen, müssen mutmaßlich 50 EUR in die Kaffee-Kasse zahlen und mit selbst formulierten Tests bei sorgfältig gewählten Auftragnehmern soll die Notwendigkeit und Nützlichkeit von öffentlich-rechtlichen Programm-Angeboten bewiesen werden. Wobei die Frage nach «für wen nützlich, für wen notwendig» dabei nicht gestellt wird.

Letztendlich entscheidet das weder ein „Drei-Stufen-Test“ noch die schlaffe Programm-Konferenz der ARD. Die ist ja nicht mal in der Lage, eine fertige Pille in Form von Jauch oder Raab einzuwerfen. Das scheitert daran, weil die Erfolglosen den Erfolgreichen abverlangen möchten, sie sollen sich mit den nachweislich gescheiterten und unbrauchbaren Beimengungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunkangebots ihre Erfolgsrezepte ruinieren.

Hier offenbaren sich Strukturschwächen, bei denen selbst hochwirksame Pillen kaum etwas ändern können. „Wenn Dita strippt, geh´n alle mit“, mag zwar für die Altherren-Riege der Programm-Konferenz gelten. Wobei gerade die sich doch regelmäßig über „Sabber-TV“ bei den Privaten beschwert und behauptet, man sei qualitativ auf ganz anderem Niveau. «Zum Glück» werden da wohl die Privaten sagen.

Schade nur um das viele Geld, was der Gebührenzahler für Impotenz und Kleinstaaterei zahlen muss. Ohne geldwerte Gegenleistung.

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